Finanzen in der Partnerschaft: Mein Geld, dein Geld - unser Geld?

Man hört immer wieder: Eine Partnerschaft basiert auf Liebe und ist kein Wirtschaftsthema.

Finanzielle Streitigkeiten können allerdings schnell emotionale Konflikte auslösen – angefangen bei simplen Begebenheiten, wie wer beim ersten Date zahlt, bis hin zu Diskussionen, wer für die nächste Rate des Eigenheims aufkommt.

Mit der rekordhohen Inflationsrate ist das Leben zuletzt deutlich teurer geworden, wodurch viele Personen den Gürtel noch enger schnallen müssen. Vor diesem Hintergrund erläutert Finanzexpertin Eva-Maria Weidl vom Österreichischen Verband Financial Planners, wie Paare ihre Finanzen am besten regeln, damit Geld nicht zum Beziehungskiller wird.

Mit dem Partner teilt man alles? Die Realität sieht anders aus, denn einer aktuellen Studie zufolge wird in Beziehungen nicht immer offen über Finanzielles gesprochen. Nur rund zwei Drittel der Österreicher wissen, wie viel der derzeitige Lebenspartner verdient. Und davon hat nur rund jeder Zweite (55 %) die Höhe des Gehaltes von sich aus erzählt.

Frühe Deklaration

 

Geld und Liebe ist ein schwieriges Thema. Es dreht sich selten um die reinen Beträge, sondern um viel mehr: was man selbst und die eigene Arbeit wert ist.

Es geht um Unabhängigkeit, Sicherheit und Vorsorge. Sie möchten auf ein neues Auto sparen, der Partner möchte lieber in die Ferne reisen. Sie denken langfristig, Ihr Partner lebt im Hier und Jetzt.

Die Planung einer gemeinsamen Zukunft kann bei unterschiedlichen Vorstellungen schwierig werden. Was hilft? „Paare sollten sich offen über finanzielle Wünsche, Erwartungen und Ziele austauschen – und zwar am besten, wenn die Beziehung noch frisch ist, um etwaige Ungereimtheiten sofort aus der Welt zu schaffen“, ist Weidl überzeugt.

Geteiltes Bett, getrennte Konten

 

Die Frage, wer wie viel zu den gemeinsamen Finanzen beisteuert und wer für welche Ausgaben aufkommt, ist oft der erste Diskussionspunkt, der Konfliktpotenzial bietet. Es empfiehlt sich daher, drei Konten zu führen – eines für jeden, auf welche die jeweiligen Gehälter eingehen, und ein Gemeinschaftskonto, mit dem gemeinsame Ausgaben für Miete, Kinder oder Urlaub bestritten werden.

Eines der Hauptargumente für ein gemeinsames Konto ist Transparenz. Im Falle einer Trennung kann schnell eruiert werden, wer über die Jahre hinweg was beigetragen hat.

„Viele gehen irrtümlicherweise davon aus, dass jedem die Hälfte gehört. Es zählt aber, wer wie viel einzahlt. Wenn das Konto überzogen wird, haften aber beide Parteien mit der Höhe der Gesamtschulden“, sagt Weidl.

Auch im Ablebensfall macht sich ein Gemeinschaftskonto bezahlt, da der Hinterbliebene vollen Zugriff erhält. Einzelkonten hingegen werden gesperrt, bis der Nachlass geregelt ist. Rechtliche Voraussetzungen wie eine Ehe oder eingetragene Partnerschaft braucht es für ein geteiltes Konto übrigens nicht.

Kredite: Wie weit zu zweit?

 

Ein weiterer „Geld-Streitpunkt“ sind Kredite, allen voran bei Immobilien. Ein Vorteil eines gemeinsamen Immobilienkredits ist, dass zwei Einkommen die Bonität erhöhen, was sich wiederum positiv auf die Konditionen niederschlägt. Darüber hinaus kann das Darlehen höher sein, da das verfügbare Haushaltseinkommen in die Berechnung der Kredithöhe einfließt.

Jeder Partner muss allerdings für die Verpflichtungen des anderen einstehen und haftet für die volle Kreditsumme. Für die Bank spielt es keine Rolle, wer eigentlich in welchem Umfang die Raten aufbringen müsste und wer im Grundbuch als Eigentümer der Immobilie eingetragen ist.

Daher ist es umso wichtiger, sich nicht zu überfordern und tägliche Lebenskosten sowie unangenehme Eventualitäten, wie etwa Berufsunfähigkeit aufgrund von Krankheit oder Verletzungen, nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Laut den neuen Vergabekriterien für Immobilienkredite, die mit August in Kraft treten, müssen künftig 20 % des Kaufpreises (inklusive Nebenkosten) in Form von Eigenkapital vorgewiesen werden.

Vorsorge schützt vor der Armutsfalle

 

Im Fall einer Trennung oder eines unvorhergesehenen Todesfalls ist Vorsorge besonders wichtig. Für Personen, die aufgrund von Kindererziehung weniger gearbeitet haben, folgt im Pensionsalter ansonsten oft das böse Erwachen.

In einer gesunden Beziehung tragen beide zur finanziellen Unabhängigkeit des jeweiligen Partners bei. Eine sehr gute Absicherung, die noch kaum bekannt ist und viel zu wenig genutzt wird, bietet das Pensionssplitting.

Wenn etwa der Mann erwerbstätig ist und der Frau die Betreuung der gemeinsamen Kinder obliegt, erhält die Frau vom Kalenderjahr der Geburt an bis zum siebenten Lebensjahr des Kindes eine Pensionsteilgutschrift von den Pensionsansprüchen des Partners, die ihre eigene Pension erhöht. Der Antrag muss bis zum vollendeten zehnten Lebensjahr des jüngsten Kindes gestellt werden.

Abschließend empfiehlt es sich, bei allen finanziellen Vorhaben als Paar auf qualifizierte Beratung zu setzen – nicht nur um etwaige Fehler zu vermeiden, sondern auch um die individuellen Lebenssituationen bestmöglich zu berücksichtigen. Denn im aktuell schwierigen Wirtschaftsumfeld ist Finanzplanung wichtiger denn je, egal ob allein oder in der Gemeinschaft.

Die Experten von B-Quadrat stehen gerne beratend zur Seite!

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